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Kabinett (Hinterzimmer) des Zaren
#1
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Seine Kaiserliche Majestät, Zar Nikolaj IV. verweilte noch einen Augenblick im Hinterzimmer. Gerade erst hatten seine engsten Berater das Zimmer verlassen. Die Sitzung war abermals ernüchtern wie der Zar es empfand. Nicht, dass es im an Geduld mangelte - ob seines hohen Alters viel ihm diese von Natur aus anheim - nein, vielmehr wollte er die Geschicke seines Reiches in geordneten, stabilen und vor allem zukunftssicheren Verhältnissen an seinen Sohn übergeben. Längst wusste er, was zu tun war - bereits seit Monaten - doch so langsam nutze ihm auch nicht mehr die Geduld des alters. Zu störrisch und dickköpfig schienen seine Berater in den Jahren geworden zu sein - zu bequem gar. Doch diesen Vorwurf konnte sich Zar Nikolai IV. auch selbst zuschreiben. Doch jetzt... jetzt war die Gelegenheit günstig...
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#2
Mit langen und in nicht sehr gebührlicher Weise eilte Zarewitsch Alexei Nikolajewitsch zum Kabinett, in dem der Zar sich befand. Soeben kamen im die Berater seines Vaters teils kopfschüttelnd, teils mit resignierender Miene entgegen. Er schenkte ihnen keinerlei beachtung, erwiderte der Form halber die Begrüßung knapp und eilte weiter den Flur entlang. Der alte Narr hatte es also wirklich getan oder zumindest vor es zu tun, mutmaßte Zarewitsch Alexei Nikolajewitsch - zumindest ließen die Gesichter der engsten Berater seines Vaters keinen anderen Schluss zu. Im Kabinett angekommen, traf er seinen Vater an - seinen Kopf über Dokumenten gesenkt. Oh, Vater! Sei nicht so eitel und nimm deine Brille, dachte sich der Zarewitsch beim Betreten des Raumes fürsorglich als er die Brille nur eine Armlänge entfernt auf dem Sekretär liegen sah. Doch er schüttelte die Gedanken ab, hatte er doch andere Sorgen als die Unvernunft seines Vaters - zumindest was seine Lesegewohnheiten anbelangte. Zur weit größeren und wichtigeren Unvernunft wollte er seinen Vater nun zur Rede stellen.
"Vater... mir kam zu Ohren, Ihr würdet ein Schreiben nach Koskow aufsetzen wollen."
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#3
"Wie so viele andere Alexei... aber komm, setz dich doch zu mir.", bat der Zar seinen Sohn väterlich und wies ihm einen Platz. "Dich führt doch sicherlich nicht die Frage zu mir, ob ich Briefe schreibe, Alexei..."
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#4
"Nein, Vater, es geht mir vielmehr um einen ganz bestimmten, den Ihr vor habt zu schreiben - wenn Ihr es nicht schon längst getan habt.", ging der Zarewitsch in die Offensive.
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#5
Endlich sah Zar Nikolaj IV. auf und blickte in das sorgenvolle Gesicht seines Sohnes.
"Was sorgt dich, mein Sohn?"
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#6
"Mit Verlaub, Vater, was Ihr vor habt ist ein Affront gegen Koskow. Die alten Wunden sind endlich verheilt und Ihr wollt nun daran rütteln?", entgegnete der Zarewitsch und versuchte dabei sachlich und emotionslos zu bleiben, was ihm jedoch nicht so recht gelang - zu scharf betonte er das ein oder andere Wort, was niemandem aufgefallen wäre - doch sein Vater war nun mal sein Vater und diesem würde es nicht entgehen.
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#7
Einige Tage später

"Welch Dreistigkeit!", polterte Zar Nikolaj IV. und hieb mit einer für ihn eher untypischen Art mit der Faust auf das Kabinett. "Wer denkt dieser Demidow eigentlich, wer er sei! Wir haben die Oberhand und die oberste Entscheidungsgewalt über Korgowska und Krolock und niemand außer Uns!", echauffierte sich der Zeit weiter, hielt innen und begann schwer zu atmen. Ein Griff an die Brust folgte. Leicht massierte der Zar seine Herzseite, griff sogleich in die Innenseite seiner Weste und förderte ein kleines Döschen zu Tage. Mit geübten Griffen buxierte er zwei Tablette aus dem silbernen Etui und nahm diese ein.
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#8
"Vater!", stürzte der Zarewitsch in das Hinterzimmer. "Seid Ihr wohl auf?", fragte dieser obligatorisch und blieb abrupt stehen als er seinen Vater sich auf das Kabinett stützend dastehen sah. Der Zar sah blass aus. Alexei Nikolajewitsch Godunow waren die Sorgen um seinen Vater anzusehen. In den vergangenen Wochen und Monaten war sein Vater vergesslich und mitunter aufbrausend geworden - allesamt Zeichen, die dem Zarewitsch Sorgen bereiteten.
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#9
Schreckhaft drehte sich der Zar um. "Wonach sieht es denn wohl aus!", gab dieser barsch zurück. "Dieser dreimal vermaledeite Demidow streckt die Finger nach unserem Stammland aus. Schon sein Vater besaß diese Dreistigkeit aber sein Sohn... der setzt dem ganzen noch die Krone auf!", echauffierte sich der Zar, hielt aber inne und atmete tief durch.
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#10
"Wovon redet Ihre, Vater", fragte der Zarewitsch, der aus den Wortfetzen seines Vaters nicht so recht schlau werden wollte. Ja, sicherlich: Es ging um Demidow - wie schon so oft - nur eben, dass es diesmal der Sohn war. Und um... um... ja, Korgowska musste es sich natürlich handeln.
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