[Ensio Kirvesniemi]

Er sollte also Recht behalten haben mit dieser Kajia. Und sein Sohn hatte sich aus Liebeskummer besoffen. Typisch Teenager, aber was sollte es, seine Strafe kam schon noch automatisch auf Samu zu - und er würde dann die Kopfschmerztabletten bereithalten müssen. Blieb nur zu hoffen, dass seine Frau noch nicht so bald zurück kam, sondern wie "angedroht" noch bei ihrer Freundin blieb.
Als sie mit der Idee gekommen war, zu Reeta, einer alten Schulfreundin, zu fahren, für ein paar Tage oder eine Woche, hatte er sie enttäuschen müssen, er musste schließlich arbeiten. Es hatte länger gedauert, sie zu überzeugen, ruhig alleine zu fahren, doch schließlich hatte sie sich gestern früh doch entschieden, wollte allerdings schon am nächsten Tag wieder da sein. Gestern Abend hatte sie angerufen und angekündigt, über Nacht bleiben zu wollen - und vielleicht länger. Ihm war es nur Recht gewesen, seine Frau hatte sich das verdient und er brauchte auch mal etwas Ruhe, da war ihm eine alte Freundin, die seit zehn Jahren nicht mehr besucht worden war, ganz recht, zumal Reeta und ihr Mann wirklich sehr nette Leute waren.
Offensichtlich hatte das Schicksal es gut gemeint, denn wenn seine Mutter davon gehört hätte, das Samu verliebt war und auch noch betrunken nach Hause kam - allein der Besuch von Partys widerstrebte ihrem Mutterinstinkt - er war sich nicht sicher, wie und ob "pieni kulta-aarteen (kleiner Goldschatz)" - das überstanden hätte. Manchmal war sie einfach überfürsorglich...

Wie viel hast du getrunken? - Und wer ist Kajia?
fragte er vorsichtig.

[Samu Kirvesniemi]

Es war eine gute Frage. Wieviel eigentlich? Samu versuchte sich zu erinnern...

"Definitiv zu viel.", er lächelte seinen Vater an. "Und Kajia...", Samus Lächeln wurde ein Stück breiter und seine Augen glänzten, "... Kajia ist... ach ich weiß auch nicht. Siewill mich sicher nicht mehr sehen..."

Das Lächeln erlosch und eine gewisse Niedergeschlagenheit machte sich bei Samu breit.

[Ensio Kirvesniemi]

Samu wusste es also selbst nicht so genau - aber letztendlich war er nach Hause gekommen und schien noch halbwegs klar zu sein. Alles weitere würde die Stärke der Kopfschmerzen morgen schon regeln...
Selbsteinsicht ist der erste Schritt der Besserung. Du siehst jedenfalls noch ganz aus, auch wenn das das einzige ist, was ich guten Gewissens behaupten kann.
Sie schien ihm also etwas zu bedeuten und hatte ihn enttäuscht. Natürlich tat das weh... Er legte seinen Arm um Samus Schulter
Lief da was zwischen euch?
Meinst du wirklich? - Ich mein' Pekka ist doch genau wie seine Eltern ein Idiot. Wer auf den reinfällt, ist selber Schuld und so wie du von Kajia redest, scheint sie intelligent genug zu sein, das nicht zu tun.

[Samu Kirvesniemi]

Die Weisheiten der Eltern, dachte sich Samu und fragte, ob diese wohl immer meinte, dass diese Weisheiten einem etwas in genau so einem Moment bringen würden.

"So ein Spruch habe ich gerade noch gebraucht, Papa - ehrlich mal!"

Doch Samu wusste, dass sein Vater einfach nur Worte finden wollte, damit es ihm besser ging. Auch die erste Frage würde Samu sicherlich nicht beantworten - diese ging nun mal wirklich zu weit, empfand Samu. Er ignorierte sie geflissentlich...


"Nachdem was ich gemacht habe, denke ich schon..."

[Ensio Kirvesniemi]

Ich weiß.
Also gut, er würde den Orangenpressemodus benutzen müssen...
Geht es auch noch unkonkreter?

[Samu Kirvesniemi]

Manchmal fragte sich Samu, ob sein Vater auch mal ernst sein konnte - stets hatte man das Gefühl, der Schalk würde seinem Vater im Nacken sitzen. Doch Samu mochte das. Es machte alles etwas unbeschwerter und lockerer.

"Jemand hat geschrien. Jemand hatte dann eine blutige Nase. Ein anderer am Boden, der dann auch noch gekotzt hat. Du meinst so ungefähr?"

Ein verschmitztes Grinsen stahl sich in Samus Gesicht.

[Ensio Kirvesniemi]

Jetzt redest du schon wie ich. - Wer war denn wer?
Nicht, dass er keine Vermutung hatte, aber mit Vermutungen musste man ja vorsichtig sein...

[Samu Kirvesniemi]

"Woher das wohl kommt?"

Langsam fühlte sich Samu besser - lag sicherlich auch an der lockeren Unterhaltung mit seinem Vater. Es tat wirklich gut....


"Kajia ging ja mit Pekka nach oben oder nein eher ging Pekka ihr nach. Das wusste ich da aber noch nicht. Auch nicht, dass er ihr eigentlich in das Badezimmer im Schlafzimmer seiner Eltern nachging. Sie wollte sich frisch machen aber da ja untern dauerbesetzt war... auf jeden Fall hat Pekka wohl Kajia bedrängt und weitergemacht auch als sie nicht wollte. Sie schrie. Ich rannte nach oben. Dann habe ich alles verstanden...

In seinem Kopf erlebte er nochmals die Situation.


"... ich ging auf Pekka zu, drehte ihn um und schlug ihm im gleichen Moment auch schon mit meiner geballten Wut die Faust ins Gesicht. Er ging zu Boden, hielt sich die Nase und kam so schnell wieder auf die Beine wie er unten war und rannte weg - dachte ich zumindest. Ich fragte Kajia ob alles gut wäre. Sie umarmte mich und flüsterte mir ein Danke ins Ohr. Da kam Pekka nochmals zurückkam. Kajia schrie zwar nochmal als sie Pekka bemerkt - aber zu spät. Er hieb mir in den Magen, grinste blöd zu Kajia und verschwand. Ich glaube der Schlag in den Magen gab mir den Rest. Kaija beugte sich zu mir, wollte mir aufhelfen und ich musste mich übergeben. Es war sooo peinlich! Direkt auf ihre Schuhe... Jedenfalls bin ich einfach weggerannt und nun bin ich hier..."

[Ensio Kirvesniemi]

Jetzt war es aus mit der lockeren Nummer, die Geschichte war definitiv zu ernst dafür. Er setzte sich wieder aus der halb liegenden Position auf, die er auf dem Sofa so gerne einnahm...
Moment mal. Pekka hat Kajia also bedrängt, wollte sie vielleicht ... sie vergewaltigen, du hast ihr geholfen und er hat dich geschlagen?

[Samu Kirvesniemi]

Irgendwas hatte sich geändert, dass merkte Samu seinem Vater an - nur weshalb? Was war anders geworden?

"Verge...was? Quatsch! Er hat versucht sie zu begrapschen der Blödmann! Ich hab in weggezogen und ihm glaube die Nase gebrochen. Er hat mir in den Magen gehauen..."