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#3
Die Diktatur des Proletariats


Vorwort:


Diese Abhandlung, welche ich während eines erneuten konterrevolutionären Versuches der Weißen Armee gegen Dostarusien verfasst habe, setzt sich mit einer wesentlichen Grundlage des Bebelismus, der Basisdemokratie, bzw. der Idee der Rätemacht auseinander und gibt dieser eine eindeutige Struktur, erklärt ihren Zweck.
In dieser Schrift wird näher erläutert, was es mit diesem Begriff ýDiktatur des Proletariatsý auf sich hat, was das charakteristischste Merkmal dieser Diktatur ist usw.
Außerdem möchte ich noch im Vorwort anmerken, dass sich die Idee der Diktatur des Proletariats auf Rousseaus identitäre Demokratie stützt. Aufmerksame Leser werden einige Similaritäten zwischen der Diktatur des Proletariats und der identitären Demokratie erkennen können.


I. Kapitel

Um den Sinn und Zweck der Diktatur des Proletariats zu verstehen, muss man erst einmal die marxsche Lehre vom Saat begreifen und was dementsprechend das Ziel des Sozialismusý sein muss.
Der Staat ist ein Instrument zur Unterdrückung einer gesellschaftlichen Klasse durch eine andere. Er ist das Werkzeug und auch die Ursache der Klassenunterschiede.

Engels sagt darüber: ýDer Staat ist also keineswegs eine der Gesellschaft von außen aufgezwungenen Macht; ebenso wenig ist er die Wirklichkeit der sittlichen Idee, das Bild und die Wirklichkeit der Vernunft, wie Hegel behauptet. Er ist vielmehr ein Produkt der Gesellschaft auf bestimmter Entwicklungsstufe; er ist das Eingeständnis, dass diese Gesellschaft sich in einen unlösbaren Widerspruch mit sich selbst verwickelt, sich in unversöhnliche Gegensätze gespalten hat, die zu bannen sie ohnmächtig ist. Damit aber diese Gegensätze, Klassen mit widerstreitenden ökonomischen Interessen, nicht sich und die Gesellschaft in fruchtlosem Kampf verzehren, ist eine scheinbar über der Gesellschaft stehende Macht nötig geworden, die den Konflikt dämpfen, innerhalb der Schranken der Ordnung halten soll; und diese, aus der Gesellschaft hervorgegangene, aber sich über sie stellende, sich ihr mehr und mehr entfremdende Macht ist der Staat." [Engels ýDer Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates"]

Aus dieser historischen Analyse Engels entnehme ich den Grundgedanken des Marxismus über die historische Rolle und die Bedeutung des Staates, welcher klar und deutlich zum Ausdruck gebracht wird. Der Staat ist demnach die Äußerung und das Produkt der Unversöhnlichkeit der Klassengegensätze. Der Staat entsteht dort, wo die Klassengegensätze objektiv nicht versöhnt werden. Aber auch umgekehrt gilt, dass das Bestehen des Staates beweist, dass die Klassengegensätze unversöhnlich sind. Nach Marx hätte übrigens, wenn eine Versöhnung der Klassen möglich wäre, der Staat weder entstehen noch bestehen können.

Engels dazu weiter: "Da der Staat entstanden ist aus dem Bedürfnis, Klassengegensätze im Zaum zu halten, da er aber gleichzeitig mitten im Konflikt dieser Klassen entstanden ist, so ist er in der Regel Staat der mächtigsten, ökonomisch herrschenden Klasse, die vermittelst seiner auch politisch herrschende Klasse wird und so neue Mittel erwirbt zur Niederhaltung und Ausbeutung der unterdrückten Klasse." [Engels "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates"]


Es ist wichtig von diesem Standpunkt auszugehen um den Sinn des Sozialismus, der Diktatur des Proletariats und des Rätesystems grob zu verstehen.

Wozu ist aber nun im Sozialismus noch ein Staat nötig und wie muss dieser Staat aussehen?
Der Staat, den das Proletariat übernimmt, ist ein langsam und Schritt für Schritt durch die Abschaffung der Bürokratie absterbendes Gebilde. Nach der proletarischen Revolution übernimmt das Proletariat nicht den kapitalistischen Staatsapparat, sondern einen durch die Revolution selbst in seinem Fundament beschädigten und in seiner Funktionalität kränkelnden Staat, welcher nur noch dazu dient die Bourgeoisie so weit zu unterdrücken, bis keine Klassengegensätze mehr existieren.
Bedeutet das aber, dass nach der proletarischen Revolution, nachdem die Werktätigen die Macht an sich gerissen haben, die restlichen Aufgaben wie ein kleiner Spaziergang sein werden? Nein, keineswegs. Die Machtergreifung ist der Anfang aller Arbeiten, denn ab nun kommt es darauf an, die neu erlangte Macht zu behaupten, sie zu wahren. Denn die in dem einen Lande gestürzte Bourgeoisie bleibt, aus vielen Gründen, noch einige Zeit stärker als das Proletariat.
Es kommt nun mehr darauf an, die neu erlangte Macht unbesiegbar, bzw. unbeugsam zu machen, indem man den Widerstand der, durch die Revolution gestürzten und expropriierten, Bourgeoisie bricht und all ihre Bemühungen zur Wiederherstellung des Systems, in dem der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes Leben führt, zunichte macht.
Indem man den Aufbau im Geiste des Zusammenschlusses aller Werktätigen um das Proletariat organisiert und diese Arbeit in einer Richtung durchführt, die die Liquidierung, bzw. Aufhebung der Klassen vorbereitet.

Die Aufgabe der Sozialisten und Kommunisten ist, mit der Beseitigung des Klassenunterschiedes durch zur Hilfenahme der Diktatur des Proletariats, auch die Auflösung des Staates, da dieser nach der Beseitigung der Klassenunterschiede Obsolet wird.

Erste Schlussfolgerung:
Während in einem kapitalistischen Staat die Bourgeoisie das Proletariat unterdrückt und somit die Klassengegensätze vergrößert, dient die Diktatur des Proletariats als Instrument zur Abschaffung der Gegensätze, indem man die Bourgeoisie soweit unterdrückt, bis beide Klassen die selbe soziale Ebene innerhalb der Gesellschaft erreicht haben.
Der Staat ist eine Maschine in den Händen der herrschenden Klasse zur Unterdrückung des Widerstands ihrer Klassengegner.

Zweite Schlussfolgerung:
Die Diktatur des Proletariats kann nur im Gefolge der Zertrümmerung des bürgerlichen Staatsapparates entstehen.


II. Kapitel

Was ist nun die Diktatur des Proletariats genau und was unterscheidet sie von anderen Diktaturen?
Die Diktatur des Proletariats, wie schon der Name verrät, ist die Diktatur einer gesellschaftlichen Klasse. Sie ist nicht die Diktatur einer Kaderpartei und auch nicht die Diktatur einer handvoll Politiker und schon gar nicht die Diktatur einer einzelnen Person.
Die Diktatur des Proletariats ist einzig und allein die konsequente Machtausübung des Proletariats, der Mehrheit der Bevölkerung eines jeden Staates, wenn man beim Begriff Proletariat nicht alleine vom Industrieproletariat ausgeht.

Wie gelingt es nun einer gewaltigen Volksmasse, einem Staat seinen Willen aufzudiktieren?
Dies gelingt nur durch die direkte Demokratie, in der die Mehrheit der Bevölkerung die uneingeschränkte Herrschaft über den Staat besitzt, denn in einer Basisdemokratie zählt ausschließlich, und das kennen wir bereits von Rousseau, das volonté générale, also der Gemeinwille bzw. der Wille der Mehrheit des Volkes. Uneingeschränkte Macht der Mehrheit über den Staat, bedeutet auch zwangsläufig uneingeschränkte Herrschaft über die Minderheit. Dies ist, wie schon weiter oben erwähnt, nötig um die Bourgeoisie, unter Zuhilfenahme direkt-demokratischer Mittel, zu unterdrücken um eine Klassenlose Gesellschaft ohne Herrschaft zu schaffen.
Als ideales direkt-demokratisches Modell gilt das Rätesystem, mit dessen Hilfe das Proletariat seinen Willen aufdiktieren kann und die vollkommene Gewalt über den Staat und die Wirtschaft hat, denn Delegierte sind, u.a. an die Aufgaben und Weisungen ihrer Wähler gebunden.
Somit ist die Räterepublik das bestmögliche Mittel zur Umsetzung der proletarischen Diktatur.

Wie schon bereits erwähnt, ist die Diktatur des Proletariats einzig und alleine die Diktatur eine gesellschaftlichen Klasse, dem Proletariat welches die Mehrheit der Bevölkerung darstellt. Sie kann niemals die Diktatur einer Person oder einiger Politiker, bzw. einer Kaderpartei sein die sich als Vertreterin des Proletariats sieht. Denn dies wäre kein System der Arbeiter und Bauern und würde keinerlei Unterschiede zu anderen Diktaturen aufweisen, denn es wäre eine Diktatur einer kleinen Bürokratenkaste, die ihren Willen der Mehrheit der Bevölkerung aufzwingen würde. Die Diktatur muss das Werk des Proletariats sein, d.h. dass die Diktatur aus der aktiven Teilnahme der Massen hervorgehen muss und der Kontrolle und Beeinflussung der gesamten Öffentlichkeit untersteht. Natürlich müssen auch, und dies ist unabdingbar, die Volksmassen zunehmend politisch geschult werden.


III. Kapitel

Bebel sagt über das Grundwesen des Sozialismus:
ýýalle fortschrittlichen Strömungen, egal ob sozialistisch, kommunistisch oder anarchistisch, arbeiten zusammen in Form einer Unidad Popular. Nichtsozialistische Parteien sind erlaubt solange sie sich im Rahmen der Verfassung bewegen und sich vom gewaltsamen Umsturz distanzieren.ý [Bebel ýKlassiker des Marxismus-Bebelismus/Grundlagen des Bebelismusý]

Daraus entnehme ich, dass auch Bebel schon vor mir, als marxistisch-bebelistischer Theoretiker, erkannte, dass nur der Pluralismus eine wirkliche Demokratie gewährleistet und dass ein Einparteiensystem der Diktatur des Proletariats und damit auch dem Rätesystem jeglichen Sinn und jegliche Existenz rauben würde.
Doch wie sollte diese Zusammenarbeit konkret aussehen?

Die Diktatur des Proletariats, welche man nach der Definition des Begriffes in den letzten Kapiteln gleichstellen kann mit der Rätemacht, bzw. dem Rätesystem, muss als eine besondere Form des Bündnisses, eines Klassenbündnisses, zwischen dem avantgardistischen Proletariat und den nichtproletarischen Schichten der Werktätigen (Bauern, Kleinbürgertum und Intellektuelle) betrachtet werden. Dieses Bündnis, welches auf gemeinsamen Interessen begründet werden muss, dient zur völligen Zerschlagung des Kapitals und zur Festigung des Sozialismus. Dieses Bündnis, deren Mitglieder verschiedene Interessen vertreten, schließen sich in Form von Parteien zusammen, da Parteien die Massen und deren Interessen am besten mobilisieren können. Dieses Bündnis aus Parteien, deren Ideen vom Anarchismus, über Kommunismus/Sozialismus, bis hin zum Linksliberalismus reichen, vereint der Wille den Sozialismus zu festigen, die Revolution fortzuführen und gemeinsam eine absolute Mehrheit zu bilden. Somit ist dieses Klassenbündnis, die Unidad Popular, die tragende Säule der Diktatur des Proletariats. Eine Säule in der trotz Vereinbarung, ein politischer Pluralismus existiert, welcher die Bewahrung der Demokratie und der Meinungsfreiheit garantiert und somit den Existenzsinn der Räte und ihre Unabhängigkeit gewährleistet.

Darüber hinaus ist auch die Existenz von nichtsozialistischen Parteien, wie Bebel es auch bereits erwähnt hatte, nötig um den politischen Pluralismus auch im weitesten Sinne zu bewahren. Denn auch Kritik am System ist nötig um die Demokratie zu erhalten und die Überlegenheit des Sozialismusý unter beweis zu stellen, denn zum Sozialismus gehört auch, und vor Allem, Toleranz.


Ernesto "Ché" Guevara
Marx-Bebel-Guevara-Werke Band III
Erschienen: April 2006
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Nachrichten in diesem Thema
[Bibliothek] - von Schicksal - 06.09.2007, 08:49
Die Diktatur des Proletariats - von Maxim Fjodorowitsch Tolstoi - 08.02.2011, 23:08

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