28.10.2009, 16:19
Zitat:Original von Wissarion Aristidowitsch Wragin
Zitat:Original von Jakow Salmanowitsch Susman
Mir fehlt da das Fachwissen, aber wie gestaltete sich eigentlich die Integration des majoritären Landbauerntums? Meines Wissens waren die Ursowjets ja hauptsächlich in Städten präsent.
Das ist interessiert mich jetzt wirklich. Und ich hätte gerne eine Antwort von dem Oberkenner der Revolution hier... Schoppenhauers Antworten kann man nämlich in der Pfeife rauchen.
Und wie ist eigentlich deine Haltung zu den Taten der Tscheka?
Ich bin noch nicht solange dabei. Ich bin in dieser Hinsicht weder unfehlbar, noch kann ich immer dafür garantieren, dass die absolute Wahrheit da steht. Wenn ich es richtig verstanden habe:
Die Integration des Landbauerntums im rückständigen Russland (ökonomisch hauptsächlich, da in präsowjetischen Zeit feudalistische Strukturen herrschten und der russische Kapitalismus zwar anfing sich auszuprägen, dabei aber sehr schwach und rückständig gewesen ist. Ich möchte an dieser Stelle auf diesen Sachverhalt nicht näher eingehen, da es im speziellen nicht die wahnsinng große Rolle spielt) war natürlich schwierig.
Zunächsteinmal ist das Bauerntum gespalten (es stellt KEINE eigenständige ökonomische und soziale Klasse dar). Um es kurz zu machen: Großbauern, "Mittelbauern", Kleinbauern. Großbauern=eher Bourgeoisie durch ihren ökonomischen und sozialen Einfluss als "Besitzer" von "Produktionsmitteln" (dem Ackerland). Die Anderen eher Kleinbürgertum und durch ihre schwache Stellung (gegenüber den Großgrundbesitzern) eher dem Proletaritat und der sowjetischen Idee zugewandt (Sein -> Bewusstsein und so).
So nun war es natürlich auch schwierig den Großbauern diesen Besitz wirklich abzunehmen. Vorallem in der Phase des Kriegskommunismus (is klar ne). Zudem waren die Städte natürlich (you know the Rückstandigkeit) massiv von den Lieferungen aus der Landwirtschaft abhängig et cetera. Da die Bauern es nicht gewöhnt waren anders als über den Handel den Verkehr zu regeln, führte man Anfang der 20er Jahre Marktelemente dort ein. Dies führte natürlich zwangsläufig (wir befinden uns i.Ü in einer Periode wo der stalin'sche Einfluss immer größer wird) dazu, dass sich dort auch wieder Abhängigkeiten ergeben (erstarken der Großbauern und vorallem das Halten von Angestellten usw.) und selbst der Staat (!!!!) dazu gezwungen war Handel (!!!!) mit diesen Bauern zu treiben. Die Kulaken haben also (vorallem aber durch die spätere törichte Politik Stalins) einen immer größeren Einfluss gewonnen. Dies führte in der stalinistischen Bureaukratie irgendwann zu der sehr späten (wirklich späten!) Einsicht, dass das ja nicht so weitergehen könne und dass der Kulak dem Sozialismus feindlich gesinnt sei (was sie durch ihre eigene Politik zu verantworten hatten!). Die Folge war dann, wir kennen alle die Geschichte, der Massenweise Tod von Kulaken durch die stalinistische Bürokratie. (Der "Einfluss" dieser Bauern zeigte sich auch durch Saatstreiks etc.)
EDIT: Öhm, sorry, ist vielleicht etwas wirr, aber hoffentlich trotzdem irgendwie verständlich.