[Wladimir Michailjowitsch Saizew]

Sieht Sie und setzt sich an den Tisch.

Wo soll ich anfangen?

[Jekaterina Wladimirowna Schukowa]

Von Anfang an. Ich will alles wissen. Wer ist denn das süße Mädchen, was ich auf der Treppe gesehen habe. Und vor allem, warum bist du damals abgehauen?
Bei ihren Fragen sieht man ihre Traurigkeit und auch Enttäschung über den Mann, der nun vor ihr sitzt. Ihr Vater, den sie nun endlich kennenlernen sollte. Was würde er ihr erzählen können?

[Wladimir Michailjowitsch Saizew]

Das ist meine Adoptivtochter, also deine Schwester. Außerdem, fliehst du nicht, wenn dir eine Meute von 40 Mann mit Waffen auf den Fersen ist.

[Jekaterina Wladimirowna Schukowa]

Typisch Opa. Ja, aber warum hast du nie versucht, Kontakt zu halten? Meine Mutter sagt, dass sie jede Menge Briefe an dich geschrieben hat und nie etwas zurück kam. Weißt du, als du gehen musstest, hat das meine Mama in tiefe Depressionen gestürzt, da sie ja nicht wusste, was jetzt aus ihr werden sollte, weil bei uns in Kaunas ein uneheliches Kind ein Schandmal ist. Und so fühle ich mich, wenn ich daran denke, dass mein eigener Vater gefühlt nichts mit mir zu tun haben wollte.

[Wladimir Michailjowitsch Saizew]

Ich kann mich nur wiederholen. Ich habe niemals einen Brief erhalten. Ich habe heute zum ersten Mal erfahren das es dich gibt.

[Jekaterina Wladimirowna Schukowa]

Ja, aber warum hast du nie den Kontakt gesucht? Du wirst dich doch bestimmt gefragt haben, was aus meiner Mutter geworden ist, oder? Sie hat dir doch erzählt, dass sie ein Kind von dir erwartet und du hast nicht nachgeforscht. Das macht mich traurig, das ich dem Menschen, dem ich meine Existenz zu verdanken habe, ziemlich egal war.

Muss für dich ein echter Schock sein, dass auf einmal ein Schandmal der Vergangenheit vor der Tür steht, oder?

[Wladimir Michailjowitsch Saizew]

Ich habe es nie geschafft. Kurz nach meiner Flucht begann meine Karriere. Ich wurde General, Präsident. Ich kann meine Fehler nicht wiedergutmachen, aber ich kann dich jetzt kennenlernen. Schandmal ist ein furchtbares Wort, benutze es nie wieder.

[Jekaterina Wladimirowna Schukowa]

Für einen kleinen Brief war also keine Zeit, oder? Dafür das du mich jetzt kennenlernen willst, warst du vorhin äußert abweisend und verletzend.

Warum sollte ich es nicht benutzen. Was soll ich denn anderes denken, wenn es so aussieht, als ob mein Vater sich nie für mich interessiert hat, ihm meine Existenz geradezu egal ist?

[Wladimir Michailjowitsch Saizew]

Ich wusste nichts. Ich dachte ihr wäret weggezogen. Meine kleine Tochter hat ihren ersten Schultag, da habe ich viel zu tun.

Wärst du ein Schandmal, wäre ich dann hier?

[Jekaterina Wladimirowna Schukowa]

Meine Mutter hat dir erzählt, das sie ein Kind von dir erwartet, das war überhaupt der Grund, warum mein Opa dich hat verfolgen lassen.

Viel zu tun...

Wer weiß, einfache Schadensbegrenzung betreiben? Was so ein Gör für Schaden verursachen kann, wenn das alles an die Öffentlichkeit kommt. Das würde zumindest zu einem Karrierist passen.