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In der Messe
#1
Irina Filipowna war rechtzeitig aufgestanden und mit der Straßenbahn einige Haltestellen gefahren. Die Kathedrale des Heiligen Kyrills von Koskow lag nicht weit von ihrer Wohnung entfernt.

Die Witwe trug einen schwarzen, langen Rock, eine schwarze, hochgeschlossene Bluse mit Spitzenbesatz, einen altmodischen Hut und einen feinen Schleier. Zwar war ihre Trauerzeit längst vorüber (um es genau zu sagen, seit zwanzig Jahren), aber in der Kirche trug sie diese Kleidung weiterhin, nicht zuletzt, weil dieses Kostüm zu ihren besten Kleidungsstücken zählte, die sie besaß.

Sie reihte sich bei den Stehenden an. Sich auf eine der Bänke neben Greisinnen zu setzen verbot ihr Stolz. Ledige Frauen und Männer standen voneinander getrennt.

Die Messe hielt ein Priester ab, nicht der Patriarch selbst. Die Gabenbereitung war von ihm und seinen Helfern bereits vollzogen worden. Der Priester war noch im Heiligtum hinter der Ikonastasis. Der Diakon stimmte den Lobpreisgesang an.

Als der Priester in den Raum zurückkehrte, umrundeten Priester und Diakone den Kirchenraum, weichrauchschwenkend.
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#2
fasst wie bei der Zarenkrönung....lang ists her...*seufz*
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#3
Da ist ja der Patriarch!

Tja, die guten Werte verfallen. Die Kathedrale ist wohl höchstens Ostern gefüllt.

Stimmt mit in den Wechselgesang der Frieden-auf-Erden-Litanei ein. Die Krampfadern schmerzen etwas. Aber Irina bleibt standhaft.

Die Priester und Diakone haben ihre Runden gedreht. Der Diakon liest aus der Heiligen Schrift. Irina versteht wenig Altkirchenslawisch, aber wohl mehr, als die meisten anderen. Während der Lesung geht der Kollektenteller herum. Irina Filipowna gibt gerne, auch wenn sie selbst nicht viel hat.
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